Hilfskonvoi in die Ukraine
    Mit IceFlower nach Odessa

Am 13.3.04 startete ein Hilfskonvoi in die Ukraine. Vom THW fuhren zwei Sattelzüge und ein Hängerzug mit. Die Organisation der Reise hatte die Initiative IceFlower aus Lübeck, dort macht man schon seit 1992 Hilfsgütertransporte nach Osteuropa.
Am 9.3.04 wurden mit Hilfe unserer Jugendgruppe die LKW beladen.
   
Vom THW fahren 1. Sattelzug  Reimer Timm LV
   Volker Sayak OV Preetz
2. Sattelzug  Thomas Rohde OV HH-Nord
   Karl T. Reuscher OV HH-Nord
Hängerzug  Erich Raabe OV HH-Nord
   Klaus Griem OV HH-Nord

Aus Lübeck kamen noch 3 Begleitfahrzeuge mit.

Wir bedanken uns bei der Firma WTS Hamburg, Herr Weinberg stellte uns einen Sattelzug zur Verfügung, und bei Herr Meusburger von der Firma Meusburger, der uns auch bei der Elbeflut mit einem Kipper unterstützte, stellte seinen Mitarbeiter für die Fahrt frei.


Die Fahrer.


Die Fahrzeuge.

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Die Route.

Reisebericht
von Klaus Griem

Am 13.3.04 4.00 Uhr Abfahrt in Hamburg über Berlin, Cottbus zum Grenzübergang Forst 12.00 Uhr. Dort Probleme bei der Einreise nach Polen, wir haben zwar die richtigen Papiere laut Deutschem Zoll, aber nun muss alles umgeschrieben werden, dann noch Straßenbenutzungsgebühr und wir dürfen um 18.00 Uhr endlich fahren. Am 1.5.04 wird Polen EU-Mitglied, dann soll alles besser werden, hoffentlich. Bis Krakow wie geplant kommen wir nicht mehr, wir übernachten um 21.00 Uhr in Wroglaw (Breslau). Die Fahrt ging zum Schluss über sehr schlechte Strecke, aber nun parken die Fahrzeuge auf einem bewachtem Parkplatz und wir ruhen uns im Novel Hotel aus.
Am 14.3.04 8.00 Uhr Weiterfahrt über gut ausgebaute Autobahn (mit EU Geldern). Viel Landschaft, wenig Häuser, an den Straßenränder liegen die Reste von Schneeverwehungen, die Felder sind noch weiß, ich bin froh, dass wir nicht letzte Woche gefahren sind. Nach dem Ende der Autobahn werden die Straßen teilweise so schlecht, dass man in manchem Schlagloch sicher einen Polski Fiat verstecken könnte. Für die Fahrzeuge ein Härtetest, wir haben zum Glück luftgefederte Sitze. Abseits der Straße sieht alles sehr ärmlich aus, schlechter noch als 1989 in der DDR, aber viele herrliche Kirchen sind zu sehen. Durch Krakow gefahren und nicht einmal eine Krakauer gegessen! 
Gegen 18.30 Uhr endlich die Grenze zur Ukraine erreicht, mit Blaulicht fahren wir an der kilometerlangen LKW- Schlange vorbei bis zum 1. Schlagbaum, dann warten, warten, warten. Nach 4 Stunden Passkontrolle, dann zum Zollhof. Jetzt waren die Ladelisten nicht in Ordnung und musste vom Zoll umgeschrieben und mit Codenummern versehen werden, gegen Morgen war alles fertig, wir auch. Dann sollten wir plötzlich 860 Euro Straßenbenutzungsgebühr bezahlen!!! Es folgten lange Telefongespräche mit Odessa, von dort nach Kiew von dort traf endlich um 14.00 Uhr ein Fax ein, wir brauchen nicht bezahlen. Wir dachten wir sind Durch, weit gefehlt, nun waren die umgeschriebenen Ladelisten aus der Nacht plötzlich verschwunden und mussten in stundenlanger Kleinarbeit wieder neu geschrieben werden, dann um 19.00 Uhr nach über 24 Stunden Wartezeit on the Road again. Allein für mein Fahrzeug waren 39 Blätter Formulare und noch mehr Stempel nötig.
Nach einer Stunde Fahrt ins Motel, Essen und ins Bett fallen, Erich und ich hatten das Hochzeitszimmer.
15.3.04 7.30 Uhr wieder auf der Straße, nach einer Stunde ist die Straße dicht, Brückenbaustelle, vorbeifahrende Autofahrer zeigen eine Möglichkeit zur Umfahrung auf, dann taucht ein Polizeiwagen auf, gib es Ärger? Doch die Polizei setzt sich an die Spitze und führt uns durch enge schmale Matschwege unter der Brücke hindurch zur anderen Seite, zum Abschied auf beiden Seiten freundliches Winken.
Auf der Landstraße Richtung Oman ist alles Grau, im Winter wird mit feinem Sand gestreut, es staubt gewaltig wenn unsere Kolonne durchfährt. In kleinen Ortschaften verkaufen die Einwohner am Straßenrand Räucherfisch, eingemachte Pilze, Kartoffeln und Äpfel. Viele Häuser sind halb fertig aber doch bewohnt. Auf einem zugefrorenem See sind Leute am Eisangeln. Industrie ist nicht zu sehen, nur Landwirtschaft. Kein Wild zu sehen aber viele Hunde auf der Straße, manchmal auch ganz flache. Dann auf die große Querverbindung Kiew - Odessa 300 Kilometer Baustelle, die Straße wird Vierspurig ausgebaut.
Um 1.00 Uhr endlich im Hotel "Schwarzes Meer", unser Zimmer versprüht den Charme der frühen 60er Jahre, Lampen, Radio, Badausstattung alles Antik aber ein herrlicher Blick aus unserem 10. Stock über die Stadt.
Mittwoch, den 16.3.04. Nach dem Ausschlafen eine Stadtrundfahrt mit Maria unserer Dolmetscherin. Ohne Dolmetscher ist man in der Ukraine auf Zeichensprache usw. angewiesen. Deutsch, Englisch ist auch an der Grenze nur selten bekannt. Nach den Mittagessen besuchen wir eine Vorzeige Schnapsfabrik, es wird Weinbrand, Wodka und Sekt hergestellt, die Mitarbeiter haben eine Tennishalle, ein Schwimmbad und der Chef fährt Porsche. Leider geht es bei weitem nicht allen so gut.
Donnerstag, den 17.3.04. Mit den LKWs zum Zoll (Merke: Zoll heißt warten). Die Fahrzeuge werden unter Aufsicht entladen.
Nachmittags besuchen wir den Markt dann geht es in die Oper. Odessa hat ein traumhaft schönes Opernhaus von 1809, es gab das Ballett Schwanensee von Tschaikowski. Eigentlich mache ich mir nichts aus Ballett, aber hier war ich von der Aufführung und der Atmosphäre begeistert. Die Vorstellung beginnt um 18.00 Uhr Kinder, Jugendliche, Erwachsene füllten das Opernhaus bis zum letztem Platz, Malu spendete ein Glas Odessa-Sekt dazu, ein tolles Erlebnis.
Freitag, den 18.3.04 4.00 Uhr Abfahrt, schnelle Fahrt durch die Nacht, wenig Verkehr, plötzlich Straßensperre, ein Gitter steht quer.
Der Polizist zeigt auf unser ausgeschaltetes Blaulicht, wir wissen nicht was er will, wir können kein Russisch, er kein Deutsch oder Englisch, schließlich gibt er entnervt auf, wir fahren weiter. Später eine Begegnung mit einer der zahlreichen Polizeikontrollen, der Polizist zeigt mit seinem Haltestab auf uns, wir übersehen das rein zufällig. Daraufhin werde ich nach kurzer Zeit von einem Polizeiwagen gestoppt. Führerschein vorzeigen "du Klaus , ich Pjodre" ich rede mit Händen und Füßen, wir waren angeblich zu schnell. Er gibt mir zu verstehen: umdrehen, ich lehne ab. Dann reden wir in Zeichensprache über Geld, natürlich Euro. Er malt eine 30 auf, ich streiche durch, schreibe 20, er akzeptiert. Ich zahle, dann sollen auch die anderen Fahrzeuge je 20 Euro zahlen, ich lehne ab, erhöhe auf 30 Euro für alle, er ist zufrieden, wir verabschieden uns sehr freundlich, innerlich bin ich sauer und erleichtert. Die letzte größere Ortschaft vor der Grenze heißt Lfof, wir sind um 18.30h da, die Ortsumgehung ist gesperrt, wir entschließen uns durch die Stadt zu fahren. Auf der Karte völlig einfach, aber jetzt geistern wir zwei Stunden durch die Stadt, auf Straßen die man vielleicht auf einem Truppenübungsplatz erwartet hätte, Hauptstraßen die ohne Ankündigung im Sandhaufen enden, d.h. Wendemanöver auf engstem Raum im Dunkeln. Endlich ein Lichtblick, eine freundlich deutsch sprechende Einwohnerin fährt mit ihrem Wagen ein paar Kilometer vor, bringt uns auf den richtigen Weg. Dann Baustelle, Umleitung wir geistern erneut, irgendwann klappt es, um 22.00 Uhr sind wir an der Grenze. Karl-Thomas hatte die geringste Fahrpraxis, nun ist er in den Kreis der Trucker aufgenommen. Nun soll es schnell gehen, wir haben alle Papiere, die Fahrzeuge sind leer. Thomas macht noch einen russischen Fernfahrer glücklich, beim Einparken drückt er eine daumengroße Delle in seinen Uraltcontainer. Es folgen erregte Gespräche in Deutsch und Russisch, schließlich die internationale Bewegung zwischen Zeigefinger und Daumen.
Er malt mit fragendem Blick eine 10 auf den Dreck, er bekommt die 10 Euro, großes Schulterklopfen, Händeschütteln, alle sind glücklich. Bei Zoll folgen wieder Formulare und Stempel, wieso keine Straßenbenutzungsgebühr, raus rein in diverse Büros. Der Zöllner schaut noch auf die Ladeflächen, interessanter ist aber unsere Verpflegung, 10 Safttüten und Käse wechseln freundlich lächelt den Besitzer, dann verlassen wir die Ukraine. Der Polnische Zoll hatte wieder diverse Probleme, nach 2 weiteren Stunden fahren wir wieder.
Wir fahren weiter bis Krakow, dort Stadtbesichtigung, hübsche Altstadt, im Krieg nicht verstört. Am nächsten Morgen zur Grenze dort 1,5 Stunden und wir sind wieder in Deutschland.
Ob wir so eine Reise noch mal machen würden? Na Klar, jeder Zeit.

Bericht: Klaus Griem

Fotos von der Fahrt und Odessa

Fotos von der Baldung der LKW am 09.03.2004

Homepage IceFlower

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