Wasser für mehr als 8.000
Haushalte
Hilfseinsatz des THW im Libanon
Unser Helfer Thomas Bolz kehrte
am
17.10.2006 nach vierwöchigem Einsatz im Libanon zurück. Hier nun sein
Bericht und viele hundert Fotos.
Libanon…, bis vor kurzer Zeit hätte ich
es nicht in Erwägung gezogen jemals in den Libanon zu reisen.
Kurz nach dem Waffenstillstand zwischen der Hisbollah und Israel machte sich
ein Erkundungsteam des Technischen Hilfswerks (THW) auf, um zu beurteilen
was für Schäden bei diesem Konflikt im Südlibanon entstanden waren und
inwieweit das THW Hilfe leisten konnte. Schnell war klar, dass die Menschen
im Südlibanon Trinkwasser brauchten, und es flogen weitere THW Helfer in das
Krisengebiet.
Dabei hatten sie Material, um Wasserleitungen und –anschlüsse zu reparieren
oder ggf. neu zu legen. Nach vier Wochen hatte das Team eine sehr gute
Arbeit vorzuweisen, aber die Versorgung war immer noch nicht zufrieden
stellend.
Das THW setzte die Wiederaufbauhilfe im vom Krieg zerstörten Südlibanon
fort. Ein zweites Einsatzteam mit acht THW-Helfern flog am Dienstag dem
19.09.2006 von Frankfurt aus in den Libanon. Dort wurden die 19 THW-Kräfte,
die bereits seit dem 28. August im Süden des Landes Hilfe leisten, abgelöst.
Einer dieser Helfer war ich. Unser Auftrag war es, in der Region um Nabatiye
durch den Krieg beschädigte Infrastruktur instandzusetzen und die
Wasserversorgung der Bewohner sicherzustellen. Dieses beinhaltete das
Freilegen, Reparieren und Kappen von beschädigten Wasserleitungen. Schon bei
der Einreise war ich sehr über die Freundlichkeit der Menschen überrascht.
Viele Passagiere hatten uns noch im Flugzeug Hilfe angeboten, und auch die
Passkontrolle wurde durch Hilfe der Passagiere erheblich verkürzt. Die
Bundesrepublik, vertreten durch das THW war im Südlibanon sehr gut
angesehen. Dies basierte darauf, dass wir aktiv im zerstörten Land
mitgeholfen hatten und nicht einfach finanzielle Mittel gaben. Die Menschen
hatten jeden Tag die Leistung der Teams dadurch gesehen, dass täglich immer
mehr Haushalte wieder über einen Wasseranschluss verfügten und sie nicht
mehr zu den Trinkwasserausgabestellen gehen mussten. Der persönliche Dank
der Menschen hat sich durch viele Einladungen zum Abendessen oder zum
Teetrinken gezeigt. Als Unterkunft und Lager für unsere 25 Tonnen Material
hatten wir das angemietete Haus vom ersten Team übernommen.
Nabatiye liegt ca. 70 km südlich von Beirut entfernt. Für die Strecke
mussten ca. 2 Stunden Fahrzeit eingerechnet werden, da viele Brücken und
Straßenteile beschädigt oder nicht mehr vorhanden waren. Deswegen mussten
Umwege in Kauf genommen werden. Vor Ort hatte unser Team eine Einweisung von
MAG (Mine Advisory Group - englische Organisation zur Minenräumung)
erhalten. Sie hatten uns auf die Verhaltensweisen beim Auffinden von Minen
und Bomben vorbereitet. Es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, um alle
Blindgänger zu finden und zu entschärfen. Alle Blindgänger sollen markiert
werden, damit sie nicht zu übersehen sind. Für uns bedeutete das, immer
vorsichtig zu sein und überall zu jedem Zeitpunkt mit Blindgängern zu
rechnen, was im Laufe des Einsatzes auch eintraf. Es wird vermutet, dass im
Südlibanon noch über 1.000.000 Blindgänger liegen, die aber zum Teil auch
aus anderen Konflikten stammen. Die Teams waren morgens mit ihrem beladenen
LKW (Material und Werkzeug) und den lokalen Mitarbeitern zu den am Vortag
vom technischen Leiter erkundeten Baustellen gefahren. Die Vorerkundung
wurde jeweils einen Tag vorher gemacht, um notwendige Arbeitsgeräte und
Material zu beschaffen. Der Präsident der südlibanesischen Wasserwerke gab
uns jede Unterstützung, die wir brauchten und die in seiner Verantwortung
stand.
Meine Aufgabe war es über den gesamten Einsatzzeitraum, die logistische
Arbeit zu erledigen. Dazu gehörten Koordinierungsgespräche mit den Vereinten
Nationen, Flugbuchungen, Material- und Lebensmittelbeschaffung,
Lagerverwaltung, Fahrzeuganmietung, sowie der Rücktransport unseres
Laborcontainers und Materials auf dem Seeweg nach Deutschland. Dabei musste
ich auch diverse Probleme mit den örtlichen Speditionen und dem Zoll lösen,
wo mir die deutsche Delegation von Zöllnern in Beirut zur Hilfe kam. Große
Unterstützung hatte unser Team auch seitens der deutschen Botschaft in
Beirut erhalten. Die Arbeiten des gesamten Teams gingen im Großteil ohne
größere Probleme von statten. Durch mein Aufgabengebiet war ich recht häufig
in Beirut und im Südlibanon unterwegs und hatte viele Menschen aus dem
Libanon und von verschiedenen Hilfsorganisationen kennen gelernt. Dieses
ermöglichte mir, viele verschiedene Informationen und Eindrücke über den
Libanon zu erhalten. Außerdem kontrollierten wir mit einem mobilen
Trinkwasserlabor die Qualität des Wassers vor allem an öffentlichen
Entnahmestellen, um so ein Ausbrechen von Epidemien zu verhindern. Unser
Laborant schulte auch die Angestellten der Labore von den verschiedenen
Wasserwerken. Viele Hilfsorganisationen brachten ebenfalls Wasserproben zu
unserem Labor, das momentan einmalig bei den Hilfsorganisationen weltweit
ist.
Der Einsatz des THW war Teil des deutschen Beitrags für den Wiederaufbau und
darauf angelegt, die humanitäre Situation der Bevölkerung zu verbessern. Der
Hilfseinsatz des THW erfolgte nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe:
Lokale Mitarbeiter wurden im Umgang mit der technischen Ausstattung
geschult. Darüber hinaus hatte das THW Teile seiner Ausstattung an die
örtlichen Behörden übergeben, um damit die Fortführung der Reparaturarbeiten
an beschädigten Wasserleitungen nachhaltig sicher zu stellen.
Mein Dank, gilt allen, die diesen Einsatz ermöglicht und mich unterstütz
haben.
Bericht und Fotos: Thomas Bolz
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