Jugendbildungsfahrt nach Prag
Der THW-Landesverband Hamburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein lud zu einer Jugend-Bildungsfahrt
ein. Rund 30 Junghelferinnen und Junghelfer aus den Ortsverbänden Wismar,
Güstrow, Hamburg-Altona, Hamburg-Nord und einem Junghelfer aus Ludwigslust
folgten der Einladung und fuhren mit ihren Betreuern vom 9. bis zum
13.10.2019 nach Prag.
Am Mittwoch, den 9. Oktober ging es
mit dem Reisebus nach Prag. Gegen 20 Uhr wurde das Ziel, das a&o Hostel
Prague Metro Strizkov, rechtzeitig zum Abendessen erreicht.
Am Donnerstag holte uns nach dem Frühstück eine Stadtführerin zur
Stadtführung ab.
Am Nachmittag wurde das Technische Nationalmuseum besucht. Das Technische
Nationalmuseum in Prag ist die größte Einrichtung in der Tschechischen
Republik, die sich mit der Bewahrung von Informationen und Artefakten im
technischen und technologischen Bereich befasst. Sein aktueller Standort
liegt seit 1941 unweit des Letná-Parks.
Am Freitag besichtigten wir das Škoda-Werk Mladá Boleslav. Es ist das
Stammwerk des tschechischen Automobilherstellers Škoda Auto in Mladá
Boleslav und im angrenzenden Ort Kosmonosy. In diesem Werk werden
traditionell Fahrzeuge mit den höchsten Stückzahlen produziert. Mit rund
20.000 Mitarbeitern ist es das größte Werk dieses Automobilherstellers; es
nimmt einen Großteil des Stadtgebiets in Anspruch, geht darüber sogar hinaus
und ist Hauptarbeitgeber in der Region. Am Stammwerk befindet sich auch die
zentrale Verwaltung. Wir konnten sehen, wie aus Blechen Formen gestanzt,
diese dann zu Karosserieteilen geformt und anschließen miteinander
verschweißt wurden. Fotografieren war im Werk verboten.
Im Anschluss besichtigten wir das Škoda Muzeum direkt neben dem Werk, in dem
Fahrzeuge des Herstellers ausgestellt sind. Das Unternehmen Laurin & Klement
wurde am 18. Dezember 1895 an dieser Stelle gegründet, ursprünglich als
Fahrradproduzent. Damals war Laurin & Klement der größte Fahrradhersteller
des Landes. Noch im Jahr der Gründung begann man mit der Produktion von
Motorrädern, ab 1905 wurden auch Autos hergestellt. 1925 wurde Laurin &
Klement an den Schwerindustriekonzern Škoda mit Sitz in Plzeň verkauft. Der
Automobilzweig wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Staatsunternehmen
ausgegliedert. Dieses Unternehmen wurde 1990 privatisiert und gehört seither
als Škoda Auto zum Volkswagen-Konzern.
Am Abend besuchten wir das Black Light Theatre METRO. In der Performance
DEJA VU ging es um das Zitat "Ich fürchte, der Tag, an dem Technologie die
menschliche Interaktion übertreffen wird. Die Welt wird eine Generation von
Idioten haben." von Albert Einstein, mit dem originellen Ansatz, sowohl die
ernsten als auch die leichtfertigen Aspekte des heutigen Lebens
anzusprechen. Insbesondere wurde untersucht, wie das Leben durch moderne
Kommunikationstechnologien gesteuert wird. Das Schwarzlicht-Theatern
kombinierte dreidimensionale Lichttricks mit Tanz und Pantomime. Unbelebte
Objekte erhielten ein Eigenleben und wurden zu eigenständigen Charakteren.
Am Samstag fuhren wir nach Terezín (deutsch Theresienstadt), eine im 18.
Jahrhundert als Festung errichtete Stadt in Nordböhmen, die nach Kaiserin
Maria Theresia benannt wurde.
Zunächst besichtigten wir die kleine Festung. Die Kleine Festung, etwa einen
Kilometer östlich von Theresienstadt gelegen, wurde zur gleichen Zeit wie
die Hauptfestung erbaut. Ihre Funktion beinhaltete die Bewachung des
gesamten Bewässerungssystems des Theresienstädter Festungskomplexes, sowie
die Kontrolle eines wichtigen, nicht weit entfernt fließenden Wasserweges –
des Flusses Elbe. Das innere Gelände der Kleinen Festung hatte die Funktion
eines Pulvermagazins und bot Platz für die Garnisons- und
Offiziersunterkünfte und diente von Anfang an auch als Zuchthaus für
Armeeangehörige. Die Festung wurde bald auch als Gefängnis für politische
Gegner der Habsburgermonarchie genutzt.
Zu den bekanntesten Gefangenen dieser Zeiten gehörte Gavrilo Princip, der
für das Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este in
Sarajevo 1914 zu zwanzig Jahren schwerer Kerkerhaft verurteilt wurde. Nach
zwei Jahren Aufenthalt in den Festungsmauern wurde er infolge seines
schlechten gesundheitlichen Zustandes ins Militärkrankenhaus in die Stadt
gebracht, wo er 1918 verstarb.
Das Gelände diente auch nach der Entstehung der autonomen Tschechoslowakei
weiter als Militärgefängnis. Nach der Okkupation des Landes durch das
Naziregime wurde es im Juni 1940 in ein gefürchtetes Polizeigefängnis
umgewandelt.
Hauptsächlich aus politischen Gründen durchliefen bis Mai 1945 etwa 32.000
Frauen und Männer dieses berüchtigte Gestapogefängnis.
Der Terror des Wachpersonals und die Jahr für Jahr schlimmer werdenden
Lebensbedingungen verursachten einen hohen Krankenstand der Häftlinge. Den
Verhältnissen der Kleinen Festung fielen in den Jahren 1940 bis 1945
ungefähr 2600 Menschen zu Opfer, von denen etwa 300 auf dem
Hinrichtungsplatz ermordet wurden.
Nach der Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945 diente ein Teil der
Kleinen Festung als Internierungslager für die deutsche Bevölkerung, die aus
der Tschechoslowakei vertrieben werden sollte. In eine an das Leid Tausender
Menschen erinnernde Stätte wurde die Kleine Festung schon im Mai 1947
umgewandelt, als hier die damalige tschechoslowakische Regierung die
Gedenkstätte des nationalen Leidens einrichtete, welche später in
Gedenkstätte Theresienstadt umbenannt wurde.
Im Anschluss führen wir von der Kleinen Festung in die ehemalige
Garnisonsstadt aus der im November 1941 ein Sammel- und Durchgangslager
zunächst vor allem für die jüdische Bevölkerung des besetzten Landes
entstand. Nach der Wannseekonferenz wurden seit 1942 in das Lager auch alte
oder als prominent geltende Juden aus Deutschland und anderen besetzten
europäischen Ländern deportiert. In der NS-Propaganda im Deutschen Reich
wurde Theresienstadt zum „Altersghetto“ verklärt und während einer kurzen
Phase als angebliche „jüdische Mustersiedlung“ verschiedenen ausländischen
Besuchern vorgeführt.
Wir besichtigten die Magdeburger Kaserne. Sie war Sitz des Ältestenrates und
der jüdischen Selbstverwaltung. Heute ist dort eine Abteilung des
Ghetto-Museums untergebracht, die sich den künstlerischen Aktivitäten der
Lagerbewohner widmet. Ein Ausstellungsraum vermittelt den Besuchern die
Vielfalt der musikalischen Aktivitäten im Ghetto. Zu sehen sind die
Biografien von Musikern, Auszüge ihrer Arbeiten und Plakate, die
Veranstaltungen in Theresienstadt ankündigen. Auf dem Dachboden der Kaserne
befindet sich eine Rekonstruktion eines Theatersaales. Drei Säle stellen
Bilder von Künstlern aus, die in Theresienstadt gefangen waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten die meisten tschechischen Bewohner wieder
zurück und die Einwohnerzahl stieg auf rund 3000. Eine rückläufige
Entwicklung begann 1990. Heute hat Terezín etwa 1400 Einwohner. Das heutige
Theresienstadt sieht trostlos aus. Viele Häuser sind in einem schlechten
Zustand. Nur die Gebäude für die Touristen werden gepflegt.
Und doch lebt man hier. Auf dem „Platz der Tschechoslowakischen Armee“
treffen sich die Jugendlichen zum Flirten, und Kellner warten hinter den
Fenstern auf die letzten Touristen des Tages. Es gibt eine Apotheke, eine
Konditorei und eine Hochschule für Angewandte Psychologie. Geistig
Behinderte, die man im Prager Stadtbild nicht haben möchte, werden hier
untergebracht.
Am Nachmittag fuhren wir wieder nach Prag, da um 16 Uhr eine zweistündige
Schifffahrt auf der Moldau auf dem Programm stand. Bei herrlichem Wetter
genossen wir die Aussicht.
Am Sonntag war Heimreise angesagt.
Vielen Dank an den THW-Landesverband für die Organisation.
Fotos
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Nach der Stadtführung machten wir ein Gruppenfoto vor der Karlsbrücke.
Im Technischen Nationalmuseum.
Škoda Muzeum.
Black Light Theatre METRO.
In dieser Zelle war Gavrilo Princip inhaftiert, der am 28. Juni 1914 in
Sarajevo den Mordanschlag auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger
Franz Ferdinand von Österreich-Este und dessen Ehefrau Sophie verübte.
Dadurch wurde die Julikrise ausgelöst, die zum Ersten Weltkrieg führte.
Schlafraum der Juden in Theresienstadt.
Die Ausstellung in der Magdeburger Kaserne widmet sich den
künstlerischen Aktivitäten der Lagerbewohner.
Neben dem täglichen Programm blieb genügend Zeit, um Prag auf eigene
Faust zu erkunden.
Schifffahrt auf der Moldau. |
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