Hilfsgütertransport nach Moldawien Am 02.07.2006 startete ein
Hilfsgütertransport nach Moldawien, dem ärmsten Land Europas. Die Organisation der Reise hatte die
Initiative IceFlower,
dort macht man schon seit 1992 Hilfsgütertransporte nach Osteuropa. Ziel war
die Stadt Ungheni. Sonntag, 02.07.2006 Um 6:00 Uhr fahren wird in Hamburg
ab. Wir, dass sind in diesem Jahr Dr. Marie-Luise Verspohl (im Bericht Marlu
genannt) die 1. Vorsitzende von
IceFlower, Petra Köhler und Thomas Kröger
vom HELIOS Agnes
Karll Krankenhaus, welches die Röntgenanlage und die
Treibstoffkosten für den Transport gespendet hat, die vier THW-Fahrer Klaus Griem, Erich Raabe und Walter Piechatzek aus dem
Ortsverband Hamburg-Nord
sowie Sven Eichstaedt aus dem
Ortsverband Luckenwalde. 11 Fotos vom Sonntag. Montag, 03.07.2006 Um 8:00 Uhr fahren die THW-Fahrer gemeinsam los, um einen Reifen für das Reserverad des MTW zu besorgen. Die ersten beiden „Händler“ haben diese Reifengröße nicht, beim dritten werden wir fündig. Wir holen den Rest des Teams vom Hotel ab und wir fahren weiter in Richtung Süden. Um 14 Uhr erreichen wir die Grenze zur Slowakischen Republik. Die Beamten an der Grenze sind sehr nett. Nach dem Kauf einer Straßenbenutzungsvignette fahren wir weiter. Die Strecke führt uns durch eine wunderschöne Landschaft. Links vor uns ragt die Hohe Tatra empor, davor ein großer See. In der Stadt Poprad machen wir einen Tankstop und nutzen die Pause für ein kleines Eisessen vor der wunderbaren Kulisse. 27 Fotos von der Fahrt durch Polen und die Slowakische Republik. Gegen 20 Uhr passierten wir die Grenze zu Ungarn, auch ohne Probleme. Es wird dunkel, wir beschließen rechtzeitig eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Etwa 10 Kilometer hinter der Grenze vor der Stadt Miskolc finden wir ein kleines Idyllisches Holzhaus, die Pension „Venus Etterem Panzio“. Die Zimmer sind klein und gemütlich. Für 20 Euro pro Doppelzimmer mit Frühstück absolut in Ordnung. Wir belegen die Zimmer und wollen noch etwas Essen. Eine nette junge Dame namens Resi kann gut deutsch und hilft. In Ungarn wollen wir natürlich Gulasch essen. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich herausstellt. 9 Fotos vom Gasthaus in Ungarn. Dienstag, 04.07.2006 Um 7 Uhr fahren wir weiter, vorbei an kleinen Weinbergen und durch kleine Ortschaften. 15 Fotos von der Fahrt durch Ungarn.
Um 11:20 Uhr erreichen wir die Grenze zu Rumänien. Die ungarische Seite ist
schnell überquert, die rumänische auch. Mit der Ladung gibt es keine
Probleme, wir müssen jedoch eine Straßenbenutzungsvignetten bei der „Administratia
nationala a Drumurilor Bucuresti Directia Regionala drumuri poduri cluj
agentia de controls i incasare petea“, also einem Kontrollpunkt des
nationalen Transportministeriums, erwerben. Wir telefonieren mit Lina Rogovschi, unserer Kontaktperson und Organisatorin im Rathaus von Ungheni. Vitalie Vrabie, ehemaliger Bürgermeister von Ungheni und nun Minister für öffentliche Verwaltung in der Hauptstadt Chisinau, sagt zu, uns zu helfen. Wir sind guter Hoffnung, dass wir am nächsten Tag weiterfahren können. Wir setzen uns in eine Bar hinter der Kontrollstation. Hier gibt es zwar Getränke, aber kein Essen. Wir essen noch was wir aus Deutschland mitgenommen haben: Brot, Wurst, Möhrchen und Kuchen. Unsere Tischgäste sind viele Mücken und bettelnde Straßenkinder. Die Toilette findet anfangs große Ablehnung, wird dann aber doch zwangsweise genutzt. Irgendwie muss sie auch gut sein, denn 1000 Fliegen können sich nicht irren. 5 Fotos von der Grenze Petea. Mittwoch, 05.07.2006 Nachdem das Fax aus Regensburg in
Hamburg ankommt, wird es sofort nach Petea in den Kontrollpunkt
weitergefaxt. Um 10 Uhr kommt das Fax in Petea an. Das Endlos-Faxpapier hat
eine Länge von ca. 2 Metern. Es sind 6 Genehmigungen. Die Dame vom Vorabend
hat sich auf ein Fax eingelassen. In der Nacht hat ein Schichtwechsel
stattgefunden. Nun sitz da eine andere querschlanke Dame, wesentlich
aggressiver als diejenige vom Vortag, und sagt: „Nix Fax, Original!“ 17 Fotos vom Mittwoch. Donnerstag, 06.07.2006 Es folgen wieder Telefonate mit
Moldawien. Die Hoffnung, dass Moldawien etwas beim rumänischen
Transportminister erreichen konnte, schwindet von Minute zu Minute. Wir
sitzen wieder den ganzen Tag in der Bar hinter der Kontrollstation, trinken
Kaffee und Cola und essen, was wir noch haben. Trockenes Brot und Wurst. 10 Fotos vom Donnerstag. Wir beschließen in der nächsten Stadt Satu Mare zu übernachten. Freitag, 07.07.2006 Um 5 Uhr brechen wir zu unserer letzten Etappe auf. Um 12 Uhr erreichen wir die Karpaten. Über kurvenreiche Serpentinen fahren wir viele Berghänge hinauf und hinab. Der Verkehr stockt aufgrund vieler kleiner Baustellen über die gesamte Strecke verteilt. Die Landschaft ist großartig, Berge und Täler mit vielen kleinen Dörfern. Es regnet kurz. Die letzte Stadt vor der Grenze ist Iasi. Laut Marlus Reiseführer ist Satu Mare die hässlichste Stadt Rumäniens. Iasi ist mindestens genauso hässlich. Sozialistische Einheitsbetonblöcke, bei denen einer dem anderen gleicht. Bei der Einfahrt in die Stadt sehen wir ein Umleitungsschild für LKW zur Grenze. Wir folgen dem Schild. Es folgen ein paar Kreuzungen, bei denen keine Folgeschilder zu sehen sind. Plötzlich kommt ein Kreisverkehr. Hier wissen wir nun nicht mehr weiter und fragen an einer Tankstelle. Das man 20 km von der Grenze zu Moldawien lebt, wissen die Mitarbeiter der Tankstelle scheinbar nicht. Sie können oder wollen uns nicht helfen. Ein netter älterer Herr will uns helfen und mit seinem Wagen vorfahren. Wir fahren genau 20 Meter, als er plötzlich mitten im Kreisverkehr anhält und für seine weiteren Dienste 20 Euro haben möchte. Wir lehnen dankend ab und versuchen es selbst. An einer anderen Tankstelle hilft uns ein junger Mann, er trägt ein Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und zeichnet den Weg auf einem Blatt Papier auf. Wir folgen der Wegbeschreibung und nach ein paar Kreuzungen sehen wir wieder ein kleines verdrecktes LKW-Schild mit einer Richtungsanzeige. Nun fahren wir weiter gemäß der Skizze auf unserem Papier. Es folgen wieder Kreuzungen ohne Schilder. Wir halten uns an unsere Skizze und sind nach ein paar Minuten aus der Stadt raus und auf dem richtigen Weg zur Grenze Sculeni. 62 Fotos von der Fahrt durch Rumänien.
Um 22 Uhr erreichen wir die Grenze Sculeni. Auf der rumänischen Seite
scheint es so, als hätte man bereits auf uns gewartet. Bei unserer Ankunft
herrscht ungewohnte Hektik. Man ist sehr bemüht, uns schnell abzufertigen.
Wir dürfen nach ein paar Minuten weiterfahren. Den Grenzfluss Pruth
überqueren wir auf einer schmalen Brücke. Auf der moldawischen Seite
erwartet man uns schon. Die Uniformen der Grenzbeamten sind hier sowjetisch
geprägt, große Dienstmützen und Schulterklappen mit viel Gold. Erich steigt
aus dem LKW aus und will um das Fahrzeug herumgehen. Dabei stürzt er in eine
ca. 1,80 Meter tiefe Grube, über der der LKW zum stehen kam. Sie dient den
Grenzbeamten zur Kontrolle des Unterbodens. Leider ist sie nicht markiert
und Erich hat sie bei der Dunkelheit nicht gesehen. Sein linkes Schienbein
blutet wie Sau und er hat eine Prellung an der rechten Achsel. Doktor Marlu
und Schwester Petra versorgen Erich sofort und umsorgen ihn von nun an
während der gesamten Reise. 5 Fotos vom Empfang an der Grenze in Moldawien. Anschließend fahren wir vom Grenzübergang Sculeni ins ca. 25 km entfernte Ungheni. Es ist bereits dunkel. Wir parken den LKW direkt vor dem Rathaus. Ein Polizist hat die ehrenvolle Aufgabe, ihn zu bewachen. Mit dem MTW werden wir ins Gästehaus der Stadt gebracht. Es scheint ein Bau aus der Prunkzeit der Sowjetunion zu sein, und der Zustand lässt uns vermuten, dass seitdem auch keine Renovierungen stattgefunden haben. Wir finden es hier super. Das Plätschern des Wassers aus den undichten Leitungen nehmen wir nach ein paar Stunden nicht mehr wahr. Allerdings muss jeden Tag ein Tankwagen kommen und den hauseigenen Wasserturm befüllen. 40 Fotos vom Gästehaus der Stadt Ungheni. Samstag, 08.07.2006 Nach dem Frühstück werden wir gegen 10 Uhr von Lina abgeholt. Nach einer Begrüßung im Rathaus mit Vorstellung des weiteren Ablaufes, fahren wir in die Teppichfabrik „Covoare-Ungheni“. Hier zeigt man uns stolz die Produkte und die deutschen Maschinen. 17 Fotos vom Empfang im Rathaus und Besichtigung der Teppichfabrik. Dann erfolgt auf Wunsch der THW-Fahrer die Besichtigung der örtlichen Feuerwehrwache. Die Fahrzeuge aus den 1960er Jahren sind der ganze Stolz der hauptamtlichen Feuerwehrmänner. 25 Fotos vom Besuch der Feuerwache. Nach einem Mittagessen erfolgt um 15 Uhr die offizielle Übergabe der humanitären Hilfsgüter. Vor dem Rathaus haben sich viele Menschen eingefunden. Auch das nationale Fernsehen hat ein Team geschickt. Nach einer Begrüßung, bei der nach Landessitte ein Brot überreicht wurde, werden ein paar Reden gehalten. Im Anschluss öffnet eine Zollbeamtin die Plombe des Aufliegers. 20 Fotos von der offiziellen Übergabe.
Wir fahren alle gemeinsam zum Zollhof. Hier soll der LKW entladen werden.
Wir haben dem Bürgermeister gesagt, dass wir für die schwere Röntgenanlage
einen Gabelstapler brauchen. Der sagte, dass er einen Gabelstapler nicht
hat, aber Soldaten und zehn Soldaten wären ein Gabelstapler. 27 Fotos von der Entladung des LKWs. Sonntag, 09.07.2006 Wir fahren ins ca. 50 km entfernte
Kloster Hîncu. Die Gebäude wirken sehr neu und gepflegt. Eine Nonne erzählt
uns die Geschichte des Klosters. Das Kloster Hîncu wurde von Mihalcea Hîncu
errichtet nachdem er mit seiner Tochter Paraschiva den Tataren entkommen
war. Auf der Flucht hatte er geschworen, ein Kloster zu errichten, wenn sie
entkommen würden. An jener Stelle, an der die Flucht gelungen ist, steht nun
das Kloster. Im Jahre 1678 waren seine Mauern noch aus Holz, erst 1835 wurde
ein Sommerhaus aus Stein gemauert.
68 Fotos vom Kloster. 46 Fotos vom Besuch bei Sergej. Montag, 10.07.2006 Heute sollen die Hilfsgüter an die Institutionen verteilt werden. Wir fahren zum Zollhof, wo schon die Soldaten warten (10 Soldaten = 1 Gabelstapler). Es erfolgt nun die Beladung von LKWs für das Kinderheim und das Bezirkskrankenhaus. 20 Fotos vom Beladen der LKWs. Wir fahren zum Zentrum der Gemeinschaftsarbeit für Kinder „Haus für alle“, einem Kinderheim. Die größte Freude sehen wir bei einem kleinen gehbehinderten Jungen. Durch den mitgebrachten Kinderrollstuhl hat er endlich die Möglichkeit mit den anderen Kindern auch draußen zu spielen. Es erfolgt die Verteilung der Wichtelpackete. Die Wichtelpakete wurden von Kindern in Deutschland mit kleinen Überraschungen wie Spielzeug, Süßigkeiten und Kleidung gefüllt. Die Freude der Kleinen ist riesengroß. 61 Fotos vom Kinderheim.
Wir fahren zum Kindergarten Nummer 11 um dort die restlichen Wichtelpackete
zu verteilen. 15 Fotos vom Bezirkskrankenhaus. Dienstag, 11.07.2006 Um 11 Uhr haben wir einen Termin bei Vitalie Vrabie, dem Minister für öffentliche Verwaltung in der Hauptstadt Chisinau. Er war zuvor Bürgermeister von Ungheni und bei der Vorbereitung des Hilfstransports der Ansprechpartner. 9 Fotos vom Besuch bei Minister Vrabie.
Im Anschluss erfolgt eine Stadtbesichtigung mit Herrn Ulrich Wissmann. Herr
Wissmann ist in der Industrie und Handelskammer in Chisinau tätig. 48 Fotos aus Chisinau. Mittwoch, 12.07.2006 Für ein geplantes Treffen beim Deutschen Botschafter in Chisinau reicht die Zeit nicht mehr aus, wir müssen spätestens am Freitag Abend in Hamburg sein. Wir fahren sehr früh in Richtung Grenze. Nach Erledigung der Formalitäten und einer herzlichen Verabschiedung durch Zollchef Mihai verlassen wir Moldawien. 15 Fotos vom Abschied aus Moldawien.
Unsere Fahrt führt uns nun südlich durch Rumänien in Richtung Arad, da wir
auf der Hinfahrt durch die Karpaten an vielen kleinen Baustellen nur langsam
vorankamen. 21 Fotos von der Fahrt durch Rumänien und dem Gasthof Clara. Donnerstag, 13.07.2006 Gegen Mittag überqueren wir die Grenze zu Ungarn. Am Abend erreichen wir die Slowakische Republik und zwei Stunden später die Tschechische Republik. In der nächsten Stadt Brno übernachten wir. Freitag, 14.07.2006 Wir brechen um 9 Uhr auf. Am späten Nachmittag erreichen wird die Grenze zu Deutschland. Um 22 Uhr kommen wir wieder in Hamburg an. |
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